Recap der SXSW 2023 in Austin, Texas

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In der Woche vom 13. bis 19. März 2023 besuchte unser Geschäftsführer Markus Kellermann die South by Southwest (SXSW), die nach dreijähriger Corona-Pause wieder vor Ort in Austin, Texas, stattfand.

Die SXSW ist eine der weltweit größten und einflussreichsten Veranstaltungen im Bereich Entertainment, Technologie, Advertising, Streaming, Musik, Film und Innovation.

In diesem Blogbeitrag hat er die spannendsten Einblicke aus der Konferenz zusammengefasst.

Der Boom der generativen künstlichen Intelligenz

Künstliche Intelligenz war eines der Hauptthemen auf der SXSW. Der KI-Chatbot ChatGPT und Bildgeneratoren wie Midjourney sind dabei nur der Anfang.

Die Futurologin Amy Webb vom Future Today Institute erklärte in ihrer Keynote „State of the Future“, dass sie für die kommenden Jahre eine immer stärkere Durchdringung der Welt durch KI erwartet und dabei immer mehr menschliche Handlungen durch intelligente Systeme analysiert und begleitet werden.

Vor allem KI-Generatoren könnten zu einem gewaltigen Umbruch führen und zum Ende des Internets, wie wir es bisher kannten. Webb prägte hierzu den Begriff „AISMOSIS“, eine Zusammensetzung aus „AI“ und „Osmose“. Darunter versteht sie die Durchdringung des digitalen Raums durch Künstliche Intelligenz, die sie bis 2033 erwartet.

Text-to-Everything ist dabei nur der Anfang. Auch wenn aktuell Anwendungen dominieren, die aus Texteingaben neue Texte, Bilder, Musik oder Videos generieren, könnten zukünftig multimodale KI-Modelle entstehen, die diese Funktionen weiter ausbauen und unseren gesamten Digital-Alltag beeinflussen werden.

Zudem stellte Webb diese These in den Raum: „Was wäre, wenn ihr nicht mehr das Internet durchsucht, sondern das Internet euch durchsucht?“

Die Trainingsdaten für KI-Systeme werden weniger. Webb bezeichnete dies als „Falschenhals“: Bisher nutzt die KI für ihre Datenpflege digitalisierte Bücher, Millionen von Websites und das gesamte Internet. Doch diese Daten werden irgendwann zu Ende gehen. Schon 2026 könnten diese Daten „ausgelesen“ sein, sodass nur noch KI-generierte Inhalte gelesen werden können. Daher werden für die Weiterentwicklung von KI neue Trainingsdaten von Konzernen benötigt. Dies könnten insbesondere persönliche Daten sein, die Menschen in ihrem Alltag produzieren. Sogar Duftstoffe könnten untersucht werden, um Hinweise auf Erkrankungen oder Gefühle zu erhalten.

Ein weiterer großer Nachteil ist die potenzielle Abhängigkeit von großen Playern wie AWS, Microsoft, Google oder Meta. Es ist möglich, dass diese Unternehmen in Zukunft die einzigen sind, die die nötige Rechenpower zur Verfügung stellen können, um mit der wachsenden Anzahl an Daten umzugehen.

Weitere Gefahren, die durch KI entstehen könnten, sind zum Beispiel eine digitale Kluft, da der Umgang mit KI-Systemen ein bestimmtes Wissen voraussetzt. Daher sollte mehr in Bildung und Forschung investiert werden.

Im Zusammenhang mit KI wurde zudem über digitale Ethik diskutiert. Die Digitalisierung wird in Zukunft noch weiter voranschreiten. Somit werden Daten automatisch zu Informationen, die von selbst lernenden Algorithmen ausgewertet und genutzt werden können. Doch inwiefern ist dies nützlich und wann kann es zu Gefahren kommen? Welche Probleme entstehen im Hinblick auf Urheberrecht und Transparenz gegenüber Nutzer:innen? Diskussionen zum Thema KI müssen demnach auch immer Gespräche zu den Themen Verantwortlichkeit, Transparenz, Offenheit und dezentrale Infrastruktur beinhalten.

Metaverse und Virtual Reality

Auch das Thema Metaverse wurde auf der SXSW diskutiert.

Allerdings hat das Trend-Thema der letzten Jahre an Relevanz verloren und spielt nur noch eine untergeordnete Rolle in den großen Zukunftsvisionen.

Zwar könnte das Metaverse in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel in der Medizin im Zusammenspiel aus Virtual Reality, Augmented Reality, Datenbrillen, KI und Sensorentechnologien für Fortschritte sorgen. Doch ob sich gerade das Meta von Facebook durchsetzen wird, wurde von vielen Expert:innen bezweifelt. Allerdings dominiert Meta aktuell mit der Oculus Rift den Geräteverkauf – noch. Denn in ein paar Monaten soll Apple seine eigene VR-Brille auf den Markt bringen.

Zudem wird momentan nach Standards für das Metaverse gesucht, um Assets und Avatare zwischen den verschiedenen Orten zu transportieren.

Mehrere Anbieter präsentierten auf der SXSW Virtual Reality-Technologien. So hatte zum Beispiel die Tierschutzvereinigung PETA einen Stand, um dort Interessierten über eine VR-Brille anhand eines Filmes zu zeigen, wie Menschen von Aliens in Menschenversuchen gequält werden. Dies sollte auf Tierversuche aufmerksam machen.

Der Fernsehsender TBS aus Japan präsentierte eine VR-Version von „Ninja Warrior“. Hier konnte virtuell ein Parkour absolviert werden.

Hologramme in verschiedenen Anwendungsbereichen

Ein weiterer Trend auf der SXSW in Texas waren Hologramme in verschiedenen Anwendungsbereichen. Dazu gehören zum Beispiel die Übertragung von Personen auf Konferenzen oder Konzerten, die Visualisierung von Computerbildschirmen oder die Erweiterung von Handy-Screens.

Hologramme sind dabei keine Erfindung, die es nur in Filmen und Büchern gibt. Die Technologie nutzen wir längst, allerdings anders als in Hollywood. Sie kommt zum Beispiel in der Medizin 4.0 oder bei Konzerten zum Einsatz.

Dabei handelt es sich um wirklichkeitsgetreue Abbilder von realen Objekten und Personen, die sich  nicht in der Nähe befinden. Man kann die 3D-Projektionen von allen Seiten betrachten und sogar um sie herum gehen.

Microsoft hat unter dem Namen Holoportation eine Lösung entwickelt, mit der Hologramm-Meetings möglich sein sollen. Die technischen Hürden sind momentan allerdings so hoch, dass sich der Einsatz noch nicht lohnt.

Weitere Innovations-Trends auf dem Messe-Bereich

Im Messebereich konnte man Einblick in viele weitere Trend-Entwicklungen erhalten.

Das chinesische Unternehmen Hugtics präsentierte ein Elektroden-Kleid, das die Empfindung einer Umarmung auf Distanz ermöglicht. So kann dieses unter anderem in Fernbeziehungen, aber auch für die Behandlung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen eingesetzt werden.

Ein anderes chinesisches Tech-Unternehmen stellte auf der SXSW mit „PhantomSnack“ einen Essenssimulator vor. Dabei konnte man aus verschiedenen Gerichten wählen, die auf einem Bildschirm mit der Kalorienanzahl angezeigt werden.

Durch die Übertragung der Kaubewegungen über Sensoren am Kiefer werden die potenziellen gegessenen Kalorien an das Gerät übertragen. Gleichzeitig wird der Essensgeruch des jeweiligen Gerichts gestreut, sodass man das Gefühl vermittelt bekommt, das Gericht wirklich zu essen. Satt macht es zwar nicht, aber unterbewusst hat man das Gefühl etwas gegessen und dabei gleichzeitig auf Kalorien verzichtet zu haben.

Zudem konnte man sich auf der Messe auch die Entwicklung von Flugtaxis anschauen. Embraer Eve arbeitet gemeinsam mit der brasilianischen Flugsicherheitsbehörde an einem Konzept für den Betrieb von Flugtaxis in Rio. Flugtaxis selbst sollen in wenigen Jahren Passagiere voll elektrisch von A nach B bringen.

Zudem will Joby Aviation zusammen mit Delta Air Lines zukünftig einen Flugtaxi-Service von Manhattan zu den Flughäfen JFK und La Guardia anbieten.

Und auch Robotic war auf der SXSW präsent. So wurden die Getränke in einem Café von einem Roboter geliefert. Was in Asien mittlerweile schon Alltag in der Gastronomie ist, sieht man in Europa noch sehr selten. Gerade in Bereichen mit einem hohen Fachkräftemangel könnten Roboter sicherlich unterstützen.

Interessant war, dass der Hype um NFT und Blockchain überhaupt nicht mehr spürbar war.