Du – groß oder klein?

Lesedauer: 4 Minuten

Wenn Du unseren xpose360-Blog regelmäßig liest, ist Dir sicherlich schon aufgefallen, dass wir Dich immer mit einem großgeschriebenen Du ansprechen. Entsprechend wirst Du Dich vermutlich über diesen Blogbeitrag wundern: Wenn wir Du statt du schreiben, wird es wohl daran liegen, dass das die richtige Schreibweise ist. Oder? Ganz so einfach ist es tatsächlich nicht, denn beide Schreibweisen sind richtig.  

Warum das so ist und wie Du die Frage nach der Schreibweise für Dich am besten löst, verraten wir Dir in diesem Blogbeitrag. 

 

Du vs. du und die Rechtschreibreform

Bis zur Rechtschreibreform im Jahr 1996 wurde du als höfliche Anrede großgeschrieben. Nun handelt es sich bei diesem Wort allerdings um ein Pronomen und Pronomina wurden immer schon kleingeschrieben. Diese Verwirrung hat man mit der Rechtschreibreform zu beseitigen versucht:  

Fortan war du kleinzuschreiben – und zwar immer. Der Vorstoß war gut gemeint, verfehlte jedoch sein Ziel . Die Rechtschreibreform stieß auf Widerstand in der Bevölkerung und wurde auch von Experten stark kritisiert. Bereits ein Jahr nach Einführung der neuen Regeln mahnte die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung massiven Reformbedarf an der Reform an. In den Kontroversen der folgenden Jahre kehrten einige große Zeitschriften und Tageszeitungen zur alten Rechtschreibung zurück. Die Verwirrung war nicht beseitigt, sondern perfekt.  

Was unser Pronomen du betrifft, wurde es in dieser Zeit von den Verfechter:innen der Reform klein- und von den Gegner:innen großgeschrieben.  

Du vs. du – der aktuelle Stand

Was heißt das nun für uns im Jahr 2022? Schreiben wir du groß oder klein?  

Die Antwort ist: Je nach Kontext gelten beide Schreibweisen als korrekt. Nach den aktuellen Empfehlungen schreiben wir du im Allgemeinen klein, dürfen es als Anrede allerdings auch großschreiben.  

Zu verdanken haben wir dies der Reform der Reform, die 2006 in Kraft trat. In dieser Fassung wurde der § 66, der die Schreibweise der Anredepronomen regelt, um folgenden Satz ergänzt: „In Briefen können die Anredepronomen du und ihr mit ihren Possessivpronomen auch großgeschrieben werden[.]“ 

Damit wäre ja alles klar, oder?  

Und wieder muss ich darauf mit jein antworten: Manche Leser:innen stören sich an der kleingeschriebenen Anrede und deuten sie als Zeichen mangelnder Höflichkeit. Andere Leser:innen finden großgeschriebene Pronomina irritierend – und wieder anderen fällt gar nicht auf, ob die Anrede groß oder klein geschrieben wird.  

Warum ist das so und was bedeutet das für uns als Autor:innen? 

Du vs. du – das Empfinden der Leser:innen

Wie eben erwähnt, lassen sich die Rezipient:innen grob in drei Gruppen aufteilen: 

  • die Traditionellen 
  • die Reformierten 
  • die Gleichgültigen  

Letztere sind eine dankbare Leserschaft: Ob die Anrede klein- oder großgeschrieben ist, ist den Gleichgültigen unabhängig aller demographischen Zuordnungen egal und entsprechend brauchst Du beim Schreiben nicht darauf zu achten. Nun gibt es diese Gruppe zwar – ebenso wie es Leser:innen gibt, denen Orthographie an sich egal ist – doch ich wage zu behaupten, dass die Größe dieser Gruppe eher überschaubar ist. Wenn Du auf Nummer sicher gehen willst, solltest Du Dich für eine der beiden Varianten des Regelwerks entscheiden und diese einheitlich in Deinen Texten verwenden. 

Die Reformierten sind diejenigen Leser:innen, die nach 1996 und vor 2006 zu schreiben gelernt haben und es entsprechend als vollkommen natürlich empfinden, wenn das Personalpronomen du auch als Anrede kleingeschrieben wird. Für diese Rezipient:innen kann es unter Umständen noch immer falsch wirken, wenn die Anrede großgeschrieben wird, auch wenn es nach dem amtlichen Regelwerk inzwischen wieder als korrekt gilt. 

Unter den Millennials gibt es freilich auch genug Leser:innen, die sich nach 2006 wieder an die Großschreibung gewöhnt haben. Diese sehen die großgeschriebene Anrede zwar als Standard an, aber es stört sie auch nicht, wenn sie klein geschrieben wird.  

Anders geht es da den Traditionellen: Diese Leser:innen empfinden es als unhöflich, mit du  statt Du angesprochen zu werden und zwar unabhängig davon, wann sie das Schreiben gelernt haben. Für diese Leser:innen ist die Großschreibung ein Zeichen von Respekt, auf das sie großen Wert legen.  

Nun wissen wir, wie du und Du auf Leser:innen wirken können. Aber welchen Schluss ziehen wir daraus?  

Du vs. du – unsere Empfehlung

Wir halten also fest, dass Du schlimmstenfalls als irritierend und du schlimmstenfalls als unhöflich aufgefasst wird.  

Bei der Entscheidung für eine der beiden Schreibvarianten solltest Du Dich entsprechend nach Deiner Zielgruppe richten.  

Da wir unsere Leserschaft selten genau genug kennen, um wirklich zu wissen, welche Wahrnehmung überwiegt, empfiehlt es sich, die Variante zu wählen, die im Zweifelsfall den geringsten Unmut hervorruft.  

Wir empfehlen daher, die Variante Du als Anrede zu verwenden. 

Mit der großgeschriebenen Variante machst Du nichts verkehrt und im besten Fall freuen sich Deine Leser:innen über die Wertschätzung, die mit dem großen Du assoziiert wird.  

Mit der xpose360 professionell texten

Mit diesen Tipps brauchst Du Dir beim Verfassen Deiner nächsten E-Mail nicht mehr den Kopf darüber zu zerbrechen, wie Du du am besten schreibst.  

Noch mehr Kniffe für Profi-Texte findest Du in unserem Blog. Hier verraten wir Dir unter anderem, wie Du nutzerfreundliche SEO-Texte schreibst, was sich durch Googles Helpful Content Update geändert hat und warum Storytelling im Marketing so wichtig ist.  

Viel Spaß beim Schreiben wünscht Dir Deine xpose360! 

Weiterführende Informationen

Das amtliche Regelwerk entsprechend den Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung: 

Über die Autorin

Kathrin P. Chilla hat Germanistik, Anglistik und Pädagogik studiert. Der Schwerpunkt ihres Studiums lag dabei in der germanistischen Literatur- und Sprachgeschichte. Die Autorin ist für die xpose360 als SEORedakteurin im Team der Content-Experience tätig.